Die Anwendung von Intelligenztests zur Diagnose einer intellektuellen Hochbegabung wird in der Literatur kontrovers erörtert. Bei Nichtbehinderten wird in der Regel ein Intelligenzquotient (IQ) von über 120 Punkten als Kriterium einer besonderen Begabung gesehen.
Bei behinderten hochbegabten Kindern und Jugendlichen müssen bei der Auswahl und Durchführung von Intelligenztests die sensorischen und/oder körperlichen Beeinträchtigungen berücksichtigt werden. Modifikationen sind u.U. notwendig, damit die Gefahr einer Fehldiagnose verringert wird. Deshalb muss der IQ-Grenzwert flexibel gehandhabt werden und es müssen weitere Informationsquellen (wie z.B. Lehrerurteile, Zeugnisnoten,...) u.U. hinzugezogen werden.
Trotz aller berechtigter Kritik an Intelligenztest, die sich vor allem auf die mangelnde Prognose vom späteren schulischen Erfolg bezieht, weisen Testverfahren zur Intelligenzmessung einige Vorteile für die beraterische Praxis auf:
Ein weiterer Kritikpunkt ist die oftmals unprofessionelle Interpretation von Intelligenztests. Daher sollte die Durchführung, Auswertung und Interpretation nur von Fachleuten mit testdiagnostischer, sonderpädagogischer und hochbegabungsspezifischer Ausbildung durchgeführt werden.
Hochbegabte Kinder und Jugendliche werden in aller Regel gemeinsam mit ihren Eltern das sonderpädagogische Begabungszentrum aufsuchen.
Die Beratung von weist je nach Alter unterschiedliche Schwerpunkte auf:
Die Eltern als der größte Anteil des Beratungsklientels wenden sich meist an das sonderpädagogische Begabungszentrum, wenn sie erste Anzeichen einer Hochbegabung bei ihren Kindern festgestellt haben. Der Familie kommt bei der Entfaltung der Hochbegabung wesentliche Bedeutung zu, da sie erste Indikatoren einer Hochbegabung schon recht früh erkennen und ein dementsprechendes häusliches Förderangebot bereitstellen.
Viele Eltern haben Hemmung, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Deshalb wenden sie sich erst dann an Beratungsstellen, wenn massive Verhaltensprobleme bestehen bzw. die Unterforderung in der Schule unübersehbar ist. Eine rechtzeitiger Besuch kann Problemen präventiv entgegenwirken. Es bestehen bei der Elternberatung verschiedene Schwerpunkte:
Die Beratung von Lehrern umfasst sowohl Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen als auch die Hilfs- und Unterstützungsangebote im Einzelfall bei problematischen Schülern. Die Notwendigkeit eines solchen Beratungsangebotes wird von verschiedener Seite immer wieder für notwendig und hilfreich erachtet. Dabei wird die Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis stets betont, damit die neusten theoretischen Erkenntnisse in die Lehrerbildung mit einfließen.
Zu den Weiterbildungsmaßnahmen gehören auch Informationen, damit Lehrer hochbegabte Schüler besser erkennen und erste Anzeichen wahrnehmen. In der Hochbegabtenförderung haben sich sog. "Lehrerchecklisten" bewährt, die zwar nicht empirisch abgesichert sind, aber in der Praxis durchaus zur Erkennung einer Hochbegabung eingesetzt werden können.
Ein besonderer Schwerpunkt, der die drei zuvor genannten Punkte mehr oder weniger mit einbezieht, stellt die akademische Beratung dar. Hierunter wird die Beratung zu allen Problemen und Fragen im schulischen und außerschulischen Bereich verstanden. Durch die akademische Beratung soll die Kooperation zwischen Elternhaus und Schule verbessert werden. Die hochbegabten Kinder und Jugendlichen sowie die Eltern können damit aktiv auf Schullaufbahnentscheidungen sowie außerschulische Fördermaßnahmen Einfluss nehmen.
Darunter fallen folgende Inhalte:
Das Ziel der akademischen Beratung ist die Erstellung eines Förderkonzepts, das auch die individuellen Bedürfnisse des hochbegabten Kindes zugeschnitten ist. Dabei sollen die intellektuellen Fähigkeiten und mögliche Lern- und Leistungsschwierigkeiten in Hinblick auf eine optimale Entwicklung gefördert werden.
Behindernde Faktoren (wie emotionale, soziale oder körperliche Erschwernisse) werden bei allen o.g. Beratungsaufgaben mehr oder weniger thematisiert werden. Trotzdem soll dieser Punkt noch einmal explizit angeführt werden, da er als ein wesentlicher "Risikofaktor" am Zustandekommen von Leistungsversagen (=Underachievement) in der Literatur angeführt wird. Hochbegabte können ihr hohes kognitives Potential häufig nicht in entsprechende schulische Leistungen umsetzen.
Neben der Bereitstellung eines Beratungsangebotes, das die o.g. Faktoren berücksichtigt, werden im Einzelfall pragmatische Hilfen wie z.B. Informationen über technische Hilfsmittel oder Vermittlung von Adressen zur Feststellung einer zentral-auditiven Wahrnehmungsstörung, eines Aufmerksamkeits- Defizit- Syndroms oder weiterer Teilleistungsstörungen geleistet.